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Einwurf 166: Wahlaussichten


Man hat zurzeit den Eindruck, in der ganzen Welt werde gewählt. Auch in der Schweiz wird gewählt, und ehrlich gesagt, wir sind ganz froh, dass wir uns am 19. Oktober und den Wochen darnach dann am anderen Ende der Welt aufhalten werden. So haben wir wenigstens diese endlosen Reportagen und Kommentare nicht um die Ohren, die so tun, als ginge es um das Schicksal der Menschheit. Dabei wird sich wie immer so gut wie nichts verändern. Nicht einmal die blödsinnigsten SVP-Plakate haben die Gemüter gross beschäftigt. Sie sind voll ins Leere gelaufen, im Grunde genau das, was sie verdient haben. Auch die anderen Plakate sind zum Gähnen. Alle sehen gleich aus, sie lachen gleich, sie haben die gleichen Glatzen, Brillen und Krawatten (Männer) und die gleichen aristokratischen Frisuren und weissen Zähne (Frauen). Wen man leider nie sieht: Die charakterlich sauberen und in ihrer Wertehaltung transparenten parteilosen «Randfiguren», welche zweifellos die Besten wären. Stattdessen haben wir wieder haufenweise Feiglinge, welche in den Ständerat wollen, sich gleichzeitig aber auf einer Nationalratsliste «absichern». Das müsste verboten werden, denn die beiden Institutionen spielen nicht die gleichen Rollen (sonst bräuchte es ja gar nicht zwei), und infolgedessen sind auch die Kandidaten nicht austauschbar, eigentlich….

Die besten Kandidaten sind nicht nur parteilos, sondern auch antiparlamentarisch. Das tönt zwar etwas komisch, aber es braucht nicht nur äussere, sondern auch innere Abschaffungskräfte. Denn das ist schon lange klar: Nicht nur die Mutter aller Parlamente (in London) ist am Ende, alle Parlamente sind es. Sie sind nicht mehr zeitgemäss, sondern nur noch überfordert, polemisch und korrupt, Profilierungsplattformen für rechtsextrem-populistische Arschlöcher. Demokratie funktioniert heute anders: Über die Zivilgesellschaft, über die internationalen Organisationen, über die Wirtschaft, über die künstlerische Avantgarde, über die Wissenschaften, über die Medien, über die Gerichte, aber sicher nicht über vergangenheitsorientierte, unproduktive Schwatzbuden.

Gut, es gibt da noch die «macronistischen» überparteilichen und die «grillistischen» antiparteilichen Bewegungen oder die Operation Libero, die unverdorben daherkommt und auf den ersten Blick recht sympathisch und glaubwürdig wirkt. Bei näherem Hinsehen handelt es sich bei denen jedoch um nicht viel mehr als um junge Grünliberale, welche einfach ein forciertes Alliance-Building im Programm haben. Das ist an sich ja auch nicht schlecht, und wenn sie es im Laufe der Zeit schaffen, mit dieser Strategie die faschistische SVP aus der Regierung zu knallen, dann verdienen sie sogar die Heiligsprechung.

Waren Sie auch auf Smartvote? Ich habe den Test gemacht und wurde schliesslich mit 17 grünliberalen, 5 grünsozialen, 8 christlichen, 2 linken und 3 schrägen Vorschlägen abserviert. (Der Kanton Zürich hat 35 Nationalratssitze.) Meine Spitzenkandidatin ist eine 30-jährige junggrünliberale Ochsentour-Debütantin, welche total chancenlos auf dem drittletzten Platz ihrer Liste darbt. Einen «Bisherigen» findet man unter diesen Vorschlägen selbstverständlich nicht; der erste und einzige einigermassen bekannte Name (ein CVP-Kantonsrat) erscheint auf Rang 28. Ich habe dann halt «Die Guten» gewählt. Die haben sich als italienische Speisekarte präsentiert und so eine Art heitere Kreativität unter Beweis gestellt. Eher plump kreativ ist dagegen jene Jungpartei, welche keinen einzigen Studenten portiert, dafür aber lauter «angehende Akademiker». (Die junge SVP ist es nicht, denn welcher Student, wenn er nicht gerade völlig durchgeknallt oder erbschaftsgenetisch geschädigt ist, verirrt sich schon dorthin?)

Gemessen an ihren «angestammten» Verhältnissen ist Petra Gössi mitterweile bald selbstmörderisch unterwegs. Wir beobachten die Zentralschweiz besonders genau, denn was sich dort gerne als eine Bastion der Freiheit beweihräuchert, ist in Tat und Wahrheit nichts anderes als eine Friedrich Schiller missbrauchende braune Suppe. Sie stinken immer penetranter nach (legalem und illegalem, lokalem und globalem) organisiertem Verbrechen und lupenreinem Faschismus, nicht nur im Umfeld der Pilatus-Werke und trotz (oder dank, wie Sie wollen) dem grässlichen Zuger Attentat von 2001. Ihre absolut infantile, lächerliche, schrottideologische «Linggi-Sieche-Obsession» ist notorisch und wuchert laufend munter weiter. Wer da noch einigermassen normal (auf Deutsch: grünliberal und sozialdemokratisch) tickt und sich nicht ständig ärgern will, sucht das Weite und wandert aus, bevor er auch noch von einem Krebsgeschwür gefoltert wird. Je steiler ihre Hänge sind, je unverständlicher und trockenbockiger sie reden, je weniger weibliche und rot-grüne Behördenmitglieder sie gerade noch zulassen, desto asozialer und unerträglicher werden sie. (Das ist nicht nur ein zentralschweizerisches, sondern ein globales politisches Gesetz.)

(Die Dialektediversität kann mir gestohlen bleiben; der politische Preis dafür ist viel zu hoch. Auch sollen sie ihre Schulbusse selber bezahlen und nicht die Post. Wer «Anschluss» will, wählt grün und geifert nicht den rassistischen Gelbwesten nach. Mehr zu solchen Themen und zu den «Gom-Taliban» in unserer Erzählung «Unterschiedliche Auffassungen» aus der «WPK-Tetralogie».)

Das gilt nicht nur für die Zentralschweiz (und die NRA): Wer viel weiss und offen kommuniziert, ist ein Kommunist. Gestandene Parteipolitiker müssen daher in ihrer Weiterbildung dringend Entakademisierungs- und andere Wiederverblödungskurse mit mehreren giftigen Geheimniskrämerei- und Durchwurstelungsmodulen machen. So bleiben sie volksnah und populär. Keiner weiss das besser als der «Bäggli-Johann» (nochmals aus «Unterschiedliche Auffassungen»). Der würde auch als Bundesrat wunderbar durchgehen, denn er ist ein herausragender Mobbing-Spezialist. Selber erteilt er keine Aufträge; vielmehr lässt er die kommunistischen Beamten gewähren, bis ihnen die üblichen kleinen Fehler oder Unterlassungen passieren. Aus diesen Mücken konstruiert er dann eine Herde Elefanten, macht die Beamten schlecht und ekelt sie so aus ihren Ämtern: Ein «Gom-Taliban»-Klassiker für die Eidgenossenschaft.

Zum Schluss hier unser Wunschszenario im Rahmen des leider wohl noch lange real existierenden Parteienparlamentarismus: FDP, BDP und GLP erzielen zusammen 51%, SP und GP zusammen 49% aller Stimmen; SVP und CVP hingegen verduften im Nirwana. (Die «Anstands- oder BGB-Fraktion» der SVP und die CVP-Frauen gehen zur BDP.)

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