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Einwurf 272: Der Steuerzahler


«Gewinne privatisiert, Verluste sozialisiert: Der Steuerzahler muss bluten». Das lesen wir fast jeden Tag, aber wer ist denn der Steuerzahler? Viele meinen, das sei der arme Schlucker, der auf einem Bänklein neben dem Bahnhof sein Dosenbier herunterkippt und die leere Dose dann natürlich stehen lässt. Aber der bezahlt garantiert keine Steuern. Das machen nämlich auch wieder nur jene Personen und Firmen, welche viel umsetzen, verdienen, besitzen und konsumieren. «Gewinne privatisiert, Verluste sozialisiert» ist zwar eine unsolidarische Sauerei, aber wenn dann der «Steuerzahler» dafür aufkommen muss, ist das möglicherweise gerade die richtige Lösung. Entscheidend ist freilich, wie gut das ökologische, soziale und kulturelle Belastungsverursacherprinzip greift. Problematisch wird die Geschichte dann, wenn derjenige, welcher sein ganzes Leben in Prunkvillen, Privatjets, Luxuslimousinen und Hochseejachten verbringt, (relativ und absolut) weniger beisteuert als derjenige, der am Bahnhof bloss Bierdosen stehen lässt. Oder wenn Pfarrer Siebers Pfuusbus mehr «blutet» als Novartis. Der jeweils etwas schnell hingeworfene Gewinn-Verlust-Spruch muss also im Lichte der real existierenden (d.h. vor allem auch konsequent umgesetzten) Steuergesetze betrachtet werden. Viele glauben auch, der «Mittelstand» gerate unter die Räder, aber wenn man sie fragt, wie sie den «Mittelstand» definieren, haben sie keine Ahnung. (Bei den KMU geht das etwas besser, aber auch hier ist das Spektrum riesig.)

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