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Einwurf 646: Antisemitismus und Palästina

Aktualisiert: 12. Nov. 2023


Seit dem Hamas-Massaker und den wie üblich völlig überrissenen Racheakten der Israeli häufen sich antisemitische Anschläge und andere Zwischenfälle, vor allem auch in Deutschland. Dort stecken sie nämlich in einer post-hitlerischen Sackgasse, denn sie haben sich dazu verpflichtet, die «Sicherheit» von Israel zu einer eigenen Staatsdoktrin zu erheben. Das wird dann so ausgelegt, dass die Israeli machen dürfen, was sie wollen: Sie haben eine indiskutable (quasi ultrareligiöse) Unterstützung der deutschen Regierung. Das geht sogar so weit, dass jemand, der einen palästinensischen Staat fordert, als Antisemit, Terrorist oder Holocaustleugner denunziert wird. Die Propaganda von Netanyahu und Co. will, dass ein palästinensischer Staat automatisch die Vernichtung von Israel und der Juden bedeutet. (Nb: Israel und Judentum ist natürlich nicht dasselbe.) Der Trick ist etwa der gleiche wie der von den angelsächsischen Rassisten, wonach einer ein Verschwörungstheoretiker ist, der sich gegen ihre Weltherrschaftsansprüche wendet*. Dabei reden sogar die Amerikaner seit Jahren von einer Zweitstaatenlösung für Palästina. (Selbst wenn das vermutlich nur für die Tribüne der dummen Wähler ist, denn entweder sind sie unfähig, diese Lösung hinzukriegen, oder sie wollen sie gar nicht.)


Auch in der Schweiz hat es Politiker, die es am liebsten so hätten wie die Deutschen und zum Beispiel Demonstrationen für die Freiheit der Palästinenser verbieten wollen. Aber erstens ist es bekanntlich nicht besonders empfehlenswert, sich die Aussen- und Innenpolitik von Deutschen diktieren zu lassen. Das wissen wir seit 1933-1945 für immer und ewig, und das gilt übrigens auch in Bezug auf die Ukraine. Und zweitens wissen die jüdischen Gemeinschaften in Europa und weltweit haargenau, dass sich der Antisemitismus immer dann am aggressivsten bemerkbar macht, wenn im Mittleren Osten mal wieder der Teufel los ist (Intifada, Jerusalem, Siedlungsprojekte, Mauerbau, Bombenangriffe auf Syrien, Libanon, Iran, Irak….). Das steht sogar in ihren Jahresberichten. Sie haben ihr Schicksal also in der eigenen Hand. Sie müssen sich nur deutlich von der rechtsextremen Netanyahu-Regierung distanzieren, sich glaubwürdig mit den 99% nicht-terroristischen Palästinensern solidarisieren und sich ihrerseits klipp und klar zu einer Zweistaatenlösung bekennen, welche diesen Namen auch verdient. Tun sie das nicht, sollten sie sich nicht wundern, dass der Antisemitismus grassiert. Tun sie es aber, dann sieht und liest man vielleicht auch in unseren Mainstream-Medien wieder ab und zu etwas über das Elend und das Unrecht, in welchem die Palästinenser seit Jahrzehnten leben müssen. Was terroristische Bewegungen wie die Hamas ja regelrecht beflügelt. Denn die Holocaust-Keule, die jetzt gerade wieder flächendeckend auf uns herabdrischt, ist mit Sicherheit nicht das Gelbe vom Ei gegen den Antisemitismus, im Gegenteil.


* Eine von diesen «Verschwörungstheorien» glaubt nicht, dass die hochprofessionellen Geheim- und Sicherheitsdienste der USA vom geplanten japanischen Angriff auf Pearl Harbour keine Ahnung hatten und dass man diesen laufen liess, um die isolationistisch eingestellte amerikanische Bevölkerung in den Zweiten Weltkrieg hineinzuziehen. Nun hatte ja auch die Netanyahu-Regierung in jüngster Zeit grosse Schwierigkeiten, ihren Landsleuten ihre rechtsextreme Innen- und Aussenpolitik zu verkaufen. Man überlege das mal in aller Ruhe.

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