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Einwurf 446: Der fünfhändige Mensch

Aktualisiert: 20. Aug. 2021


Was «Innovation» ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Meistens ist es ja bloss ein doofes Schlagwort wie «Digitalisierung», «Rahmenbedingungen», «Herausforderung» oder dergleichen Quark. Oder es handelt sich um einen abgehobenen technischen Schnickschnack, wonach kein Hahn geschrien hat.


Der fünfhändige Mensch hingegen ist ganz klar eine niet- und nagelfeste Innovation. Als solcher kann er (bzw. sie) nämlich endlich Handy, Zigarette, Kaffeebecher, Kinderwagen und Hundeleine gleichzeitig bewirtschaften. An der riesigen Nachfrage nach einer solchen Innovation herrscht kein Zweifel; dazu braucht es gar keine Umfragen mehr.


Wer den fünfhändigen Menschen hinkriegt, hat zudem die Chance auf den ersten Kombinations-Nobelpreis:


- Physik, weil die Interaktion der fünf Arme trotz forciertem Multitasking dank der Dezentralisierung erwiesenermassen viel besser funktioniert als jene der bisherigen zwei;


- Chemie, weil die dahintersteckende gentechnische Leistung fraglos einzigartig ist;


- Medizin, weil es wegen der neuen Plattform keine blödsinnigen Unfälle mehr gibt («Prävention»);


- Literatur, weil man jetzt stundenlang Thomas Mann lesen kann, ohne je auf Zigarette, Kaffee, Kind und Hund verzichten zu müssen;


- Frieden, weil das Kind nicht mehr schreit und der Hund nicht mehr beisst;


- Wirtschaft, weil eine revolutionäre Prozessoptimierung vorliegt und in der Summe massive Transaktionskosten wegfallen.

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