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Einwurf 84: MeToo, und jetzt?

Aktualisiert: 30. Nov. 2020


Nach der Frage, ob die «68er» die Welt verändert hätten, beschäftigt uns neuerdings das Thema, ob die MeToo-Bewegung einen in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung vergleichbaren «Paradigmawechsel» auslösen werde oder bereits ausgelöst habe.

Das kommt jetzt natürlich vor allem auf die Frauen an. Nicht nur nach Vergewaltigungen und anderen, nicht ganz so drastischen körperlichen und verbalen Belästigungen, sondern auch im Zusammenhang mit «unglücklichen Beziehungen» liest man ja mit mechanischer Regelmässigkeit, die Frauen seien entweder plötzlich oder aber schleichend unfähig geworden, eine kritische Situation mit gesundem Menschenverstand zu bewältigen. Unzurechnungsfähig also. Sie waren medikamentös oder alkoholisch betäubt, sie liessen sich mit rhetorischem Schwachsinn zudecken (und fanden das sogar lustig), sie haben sich kopf-, bedingungs- und hoffnungslos verliebt oder sie glaubten viel zu lange, selbst ein Gangster werde sich eines Tages doch noch in einen Engel verwandeln (lassen).

Sicher geht es um Selbstbewusstsein und Widerstandsvermögen, aber beides nützt nichts, wenn man es relativ einfach ausschalten kann. Die Frage ist also, wie das zu verhindern wäre. Viele sagen, Frauen seien dazu gar nicht in der Lage, selbst wenn sie es wollten. Das glaube ich nicht, aber es braucht eine Änderung von Erwartungshaltungen. Wer an den «Märchenprinzen» oder auch nur an so etwas wie einen «Mr. Right» glaubt, riskiert schnell, quasi übergangslos von einer Ehrfurchtstarre in eine Schockstarre getrieben zu werden. Und wer sich von «mächtigen Persönlichkeiten» beeindrucken lässt, ist eh selber schuld und hat von vornherein verloren. Mit anderen Worten: Frauen müssen Männer so nehmen wie sie wirklich sind, nicht als Halbgötter, sondern als mittelmässige Serienprodukte. Dann schafft es nämlich keiner mehr, eine noch so «starke» Frau handstreichartig zu übertölpeln, und der «Paradigmawechsel» ist nachhaltig gesichert.

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