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Einwurf 157: Respektspersonen


Früher waren alle jene, welche über viel Macht und Geld verfügten, automatisch auch Respektspersonen. Sie konnten sogar Massenmörder sein. Mit den Weltkriegen und dem Totalitarismus des 20. Jahrhunderts änderte sich das insofern, als zusehends nur noch angelsächsische Kriegsgurgeln wie Churchill oder Kennedy als Vorbilder durchgingen, und mit der 68er-Bewegung schafften es dann erstmals Widerstandsfiguren wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King (und später Nelson Mandela) zur Respektsperson. Heute denken wir vor allem an Freiheits- und Gerechtigkeitshelden wie Edward Snowden oder Pia Klemp, die Flüchtlingskapitänin. Wir wollen nicht, dass die ganze Welt moralisch so kaputtgeht wie sie es in Texas und in Australien bereits ist. Auch auf Mugabe, Ortega und Co. fallen wir nicht mehr herein.

Klar sind die Mächtigen und die Reichen auch noch da, aber bei denen ist der Lack jetzt ab. Viele sind ja ganz einfach Grosserben oder Arschlecker, die in «gemachten Nestern» herumschmarotzen. Sie müssen sich also schon sehr stark anstrengen, wenn sie den Status einer Respektsperson erlangen wollen. Philanthropie mag da nützlich sein, aber auch Ablenkungsmanöver und Imagekampagnen werden immer rascher und genauer durchschaut. Wir sind nicht mehr so dumm wie früher, und der Wert der Zivilcourage hat jenen der Gier überholt, zumindest in den Köpfen. Das ist doch mal wieder eine gute Nachricht, zumal sich gute Ideen, Erkenntnisse oder Theorien mit der Zeit immer auch im Alltagsleben Praxis durchsetzen. Gegen Respektspersonen wie Augustinus und Marx haben die notorischen Faschisten keine Chance. Die Frage ist eigentlich «nur», wie viele Tragödien sich auf dem Weg der Vernunft blöderweise einfach noch bzw. immer wieder abspielen müssen.

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