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Einwurf 187: 2020 wird lustig


Wer offene Ohren hat, dem fällt auf, dass das apokalyptische Lamento derzeit Hochkonjunktur hat. Eine «letzte Chance» jagt die andere und vielen wird ganz sturm dabei. In der Tat: Auch die Umweltkonferenz von Madrid war wieder nichts als zum Fenster hinausgeschmissenes Geld. (So etwas wollen wir jetzt definitiv nie mehr.) Die Börsenkurse sind hoffnungslos aufgebläht. In den Regierungen und vor allem in den Parlamenten machen sich lauter infantile Faschisten und andere kleinkarierte Deppen breit, die keine Ahnung davon haben, was in der grossen Welt wirklich abgeht usw. Die «unheilige Allianz» von Kasinokapitalismus in der Wirtschaft und Rechtsextremismus in der Politik verursacht Kopfweh.

Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Alle haben ihre Kehrseite, selbst rücksichtslose Idioten. Sie sind nämlich nicht nur schändlich, sondern auch lustig. Das Jahr 2020 hat sogar das Zeug, aussergewöhnlich lustig zu werden.

Das grösste bereits angelaufene Kabarett ist die Selbstdemontage der angelsächsischen Herrenrasse unter der Leitung von zügellosen Rüpeln, bescheuerten Schwätzern und aus käuflichen Trotteln zusammengesetzten Mehrheitsbeschaffern, die meistens schon im nüchternen Zustand besoffen sind. (Die Frage, ob sie wirklich blöd sind oder ob man das bloss meint, ist völlig überflüssig.) Dagegen kommen Putin, Xi Jinping, der saudi-arabische Kronprinz, Präsident Assad, der Ajatollah von Teheran und ihre Gefolgschaft wie kastrierte Chorknaben daher. Wenn das nicht lustig oder wenigstens tragikomisch ist, was dann?

Boris palavert von «Einigkeit», dabei merkt jedes Kind, dass rund um ihn herum alles auseinanderkracht. Wir haben das Szenario «Boris 2020» bereits im Einwurf 65 vorweggenommen. Die Frage ist höchstens noch, wer da nachher den Atomzwerg weiterspielen soll, wenn überhaupt. Und ja, bei der FIFA müssen sie die Statuten anpassen. Im gleichen Zug wandern die Fussballer von Manchester und Liverpool zu Chelsea und Co. in den Stadtstaat London aus. (Ihre Frauen sind eh schon dort.)

Wie der Donald ist auch der Boris halt einfach ein Prachtskerl. Er macht alles, was Gott verboten hat und die Leute lieben das. Untreu ist er auch. Geil! Sex mit Boris! Das muss man sich mal vorstellen, ohne dabei laut hinauszulachen.

Auch Kolleg Donald wird seine eigenen miesepetrigen «Corbynen» problemlos abschlachten, aber das ist jetzt längst kein Ärgernis mehr, sondern eben Dauerkabarett vom Feinsten, und alles gratis! Wir freuen uns förmlich auf jeden Seich, den er sagt, schreibt und macht, und das geschieht ja praktisch im Stundentakt. Allein schon die Impeachment-Nummer hat es in sich, und wenn auf diesem Kanal gerade mal nichts geht, haben wir immer noch den Zoll- und Boykottkindergarten mit den Chinesen. Jeder nennt den anderen unglaubwürdig und beide haben Recht. Zudem hat Donald von Ökologie keinen blassen Schimmer. Das ist zwar nicht weiter verwunderlich, denn in dieser Hinsicht sind sogar unsere biederen Berufsschulen sämtlichen angelsächsischen Elite-Universitäten haushoch überlegen. (Nb: Deren Rating ist ein Musterfall des «angewandten Rassismus’». Doch auch der löst sich nun wohl bald in Luft auf.)

Schon nicht mehr ganz so lustig ist dagegen die schnörkellose Art der Australier, ihre eigene Selbstdemontage voranzutreiben. Die haben nämlich bereits grossflächig damit begonnen, sich zu vergiften und zu verbrennen. Sie demonstrieren damit glasklar, was technische Lösungen wert sind, wenn sie nicht in einer humanistischen Ethik verankert sind. Unser Mitleid mit den Brand- und Giftopfern hält sich denn auch in sehr sehr sehr engen Grenzen. Umso entschiedener stehen wir dafür hinter den Opfern des australischen Immigrationsrassismus’, die irgendwo in einem entlegenen Konzentrationslager vor sich hinvegetieren.

Ganz anders in der Puppenstube Schweiz: Hier ist Weiterwursteln mit Ueli und Ignazio angesagt. Warum denn nicht? Wir haben schliesslich auch Humor. Der Lärm um die «Zauberformel» ist bereits wieder weg und wird nie mehr aufkommen. Er lohnt sich ganz einfach nicht. Regiert wird wie gesagt (im Einwurf 173) in Paris, Berlin und Brüssel. Denn Macron und Mutti ziehen ihr Ding unverdrossen durch, Streikwellen, Gelbwesten, AfD und lottrige Koalitionspartner hin oder her. Das ist zwar eher langweilig, aber ausschliesslich lustig bringt’s ja auch nicht (Selbstdemontage). So wird nun also nach Schengen, der Personenfreizügigkeit und der Europarität auch der Green Deal der EU die Schweiz überfluten. Beim Verbot von Pflanzengiften sind wir schon voll drin. Dafür brauchen wir keine sauertöpfischen grünen Minister. Der immerhin «halblustige» Mix aus Ursula von der Leyen und Toni Brunner gefällt uns besser.

Richtig autonom ist die Puppenstube eigentlich nur noch bei der Wahl der Farbe von neuen Bushäuschen und der Putzmittel für das Regionalspital. Kein Wunder, sind Magistraten und Parlamentarier, die nicht einmal Englisch können, gegen die EU. Als bornierte Füdlibürger sind sie ja selbst von solchen Geschäften überfordert. Dabei hat der neue Ständeratspräsident höchstpersönlich in einem früheren Leben einmal sehr luzid gefordert, den Ständerat abzuschaffen. Er hat sich dann aber, typisch sozialdemokratisch (siehe Einwurf 179), mit den Machtverhältnissen arrangiert und seine radikale Gesellschafts- und Behördenkritik zu Gunsten einer lukrativen Sesselkleberei aufgegeben. «Erwachsenenreife» und «Altersweisheit» sagt man dem. Aber wir sind grosszügig. Auch Folkloristen haben ein Recht auf ein gutes Leben, solange sie nicht mit dem Faschismus liebäugeln. Deshalb gilt: Dudelsack und Guinness ja, Telefonkabinen nein. Und jetzt lachen wir uns kaputt; der Champagner steht bereit.

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