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Einwurf 464: Empirische Evidenz: Ursachen und Wirkungen


Als man in den 1960er- und 1970er-Jahren an der Uni studierte, war das Wort «empirisch» so etwas wie ein Befreiungssignal. Man las Karl Popper und nachher wusste man ganz genau, was aufgeklärte Wissenschaften von bescheuerten Ideologien alter Männer mit tannigen Uniformen und dreckigen Unterhosen unterschied. Man hat in der Folge aber auch schnell gemerkt, dass diese Trennung ziemlich gekünstelt war und meistens einfach mächtigen kommerziellen Interessen diente. (Popper selber und auch sein prominentester Student George Soros stritten/streiten das natürlich ab, weil sie aus verständlichen Gründen einseitig auf die Hitlerei fixiert waren/sind.)


Nun feiert die «empirische Evidenz» ein halbes Jahrhundert nach dem legendären «Positivismusstreit» ein spektakuläres, durch «Big Data-Statistiken» muskulös angekurbeltes Revival. Es scheint, als ob die mächtigen Interessen wie damals wieder stark in Rücklage geraten sind und entsprechend «standesgemäss» reagieren müssen. Statt von Ideologien reden sie jetzt einfach von Verschwörungstheorien und/oder von Fake News. Oft genug haben sie dabei sogar Recht. Rein theoretisch hatte Popper sogar zu hundert Prozent Recht.


Im real existierenden Leben heisst das aber nicht, dass die «empirische Evidenz» jetzt plötzlich ideologiefrei wäre. Wertfrei ist sie ohnehin nie. Denn wer sich für eine wissenschaftliche Übungsanlage (Themen, Methoden, Umsetzungsempfehlungen) entscheidet, handelt von vornherein «vorurteilig». Es geht gar nicht anders; den wertfreien Menschen gibt es nicht und wird es nie geben. Die vielbeschworene Empirie ist und bleibt somit abhängig von individuellen und kollektiven Interessen. Dabei darf es sich aber durchaus auch um ethische Prinzipien handeln und nicht bloss um monetäre Abzockerei. Entscheidend ist hier die Transparenz. (Warum forsche ich wo, was und wie? Wer unterstützt mich dabei, mit welcher Opposition bin ich konfrontiert? etc.)


Ziemlich klar ist auch, dass Diagnosen immer viel einfacher sind als Therapien. Probleme verortet und zersetzt man zwar schnell bis ins hinterste Detail, mit Lösungsvorschlägen kann man sich aber gründlich verhauen, denn sie sind von einer Zukunft abhängig, die man nicht kennt. Das impliziert freilich nicht, dass man diese Vorschläge nicht vortragen soll - im Gegenteil. Wer sich davor drückt, sich möglicherweise zu irren, ist nicht nur ein zu Lasten von Steuerzahlern und/oder Konsumenten schmarotzender «Theoretiker», sondern ganz einfach ein Feigling. Und solchen «Gute Frage-ich weiss nicht-das wird sich weisen-Wischiwaschi-Mitte-Palaveribrüdern» (es sind das praktisch immer nur Männer) ist ebenso wenig zu trauen wie jenen, die Verschwörungstheorien und Fake News vergeifern. Sie präsentieren sich zwar als «Brückenbildner,» sind in Tat und Wahrheit aber nichts anderes als die nützlichsten aller Idioten zu Diensten des genuin schmarotzenden und terroristischen «einen Prozents» der obersten Menschenrechts- und Umweltschutzvernichter. Egal ob versteckt oder «empirisch».

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