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Einwurf 562: Putinversteher

Aktualisiert: 23. Mai 2022


Wissen Sie, was ein «Putinversteher» ist? Für die totalitäre Propaganda der «westlichen Art» ist die Antwort klar: Das ist jemand, der die russische Aggression auf die Ukraine freudig und aktiv befürwortet. Oder noch besser: Sogar einer, der auch nur die Frage stellt, wie es so weit kommen konnte, ist ein dem «Westen» spinnefeind gegenüberstehender «Putinverehrer».


Als die Sowjetunion zusammengebrochen war, haben sich die Angelsachsen wieder an Zbigniew Brzezinski* erinnert («The Grand Chessboard») und versucht, sich nach arabischem Muster an deren Rohstoffen zu erlaben. In Russland sollten das die Oligarchen des dauerbesoffenen Boris Jelzin für sie richten. Das Manöver misslang, denn bevor das Land in einem «libysch-syrisch-irakischen» Chaos versank, haben Putin und Co. den Braten gerochen und an die «russische Seele» appelliert. Diese Rechnung ging sogar so gut auf, dass sie jetzt das Stadium der Wahnsinnstaten erreicht hat. Dem angelsächsischen «Westen» blieb in der Folge nichts anderes mehr übrig als die NATO so nahe wie möglich an Moskau heranzustemmen. Von dieser «Strategie» haben sich nun sogar die Schweden und die Finnen übertölpeln lassen. Oder zumindest deren Regierungschefinnen, welche offensichtlich im Stil von Thatcher, Baerbock und ihren dänischen und norwegischen Vorgängerinnen beweisen wollen, dass sie die besseren Männer sind. Heil Trump!


Man hat natürlich gehofft, Putin und seine Leute auf diese Weise zu zermürben. Aber was soll plötzlich in Russland funktionieren, was sogar im Iran immer wieder gescheitert ist? Die Leute hier wie dort sind nicht blöd, sie wollen - wie übrigens auch die Chinesen - Figuren wie George W. Bush oder Donald Trump (und die rechtsextremen Fundamentalisten, von denen die unterstützt werden) definitiv nicht als Oberbefehlshaber. Dass sie am Schluss dann hauseigene Figuren kriegen, die oft genug noch viel schlimmer sind, kann man ihnen nicht verargen. Mit seinen andauernden Provokationen und Herrschaftsansprüchen festigt der «Westen» deren Stellung ja geradezu bilderbuchhaft.


Zudem hat man auch gehofft, Putin würde nach seinen harzigen Operationen in der Ukraine nun aufs Ganze gehen, sein Land totalmobilisieren und mit Atomwaffen um sich schlagen. Auf solche von der «westlichen» Waffenmafia heiss ersehnte Manöver ist er aber nicht eingegangen. Er wird sich wohl sagen, wenn es weiterhin harzt, begnüge ich mich vorläufig halt mit den Territorien, die ich im Osten und im Süden der Ukraine erobert habe, und das dann aber definitiv, so wie etwa in Abchasien, in Transnistrien oder auf der Krim.


Man muss kein «Putinversteher» sein, um sich mit einer solchen «Lösung» abzufinden, bevor es zu weiteren Eskalationen kommt und zu all dem Elend, das damit verbunden ist. Wenn die Russen und die Ukrainer (die sich viel ähnlicher sind als etwa die Deutschen und die Franzosen) Putin und seine Spezis nicht mehr wollen, sollen sie sie selber entfernen und nicht mit professionellen Gangstern zusammenspannen, welche seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt eine Sauerei nach der anderen veranstalten. (Dazu gehören auch der Klimawandel und die Social Media-Verblödungsdiarrhö aus dem Silicon Valley.)


* Er war als Sicherheitsberater einer der drei Aussenminister von Jimmy Carter und für den Osten zuständig. Für den Norden und den Westen war das der «richtige» Aussenminister, für den Süden der UNO-Botschafter.

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