Einwurf 576: «Chrampfer» und «Fuuli Sieche»
Politische Aktivisten und Intellektuelle, welche sich für eine solidarische und friedliche Gesellschaft engagieren, müssen sich chronisch vorwerfen lassen, sie seien «fuuli Sieche» und hätten keine Ahnung davon, was «Chrampfen» sei. Wobei «Chrampfer» in erster Linie körperliche Tätigkeiten verrichten, wogegen geistige Aktivitäten, die nicht unmittelbar kommerzialisierbar und/oder mit Überstundenlawinen verbunden sind, als nutzlos und schmarotzend abgetan werden. Ein «Chrampfer» gilt als Vorbild, egal was er «chrampft». Er kann den grössten Schwachsinn aller Zeiten produzieren, Personenminen zum Beispiel, Hauptsache, er «chrampft».
Darum lohnt es sich auf jeden Fall, genauer hinzusehen. Ich habe mehrere Berglandwirtschaftseinsätze hinter mir. Die Arbeiten dort sind kein Honigschlecken und die Arbeitstage sind sehr lang. Andererseits gab es da im Tagesablauf überall zahlreiche Phasen, die man problemlos mit «Faulenzen» betiteln konnte (und das erst noch staatlich hochsubventioniert). Vor allem im Winter ist das so und dort, wo man Maschinen ankurbelt und sich so der körperlichen Strapazen entledigt. Auf der anderen Seite brüsten sich auch Grosserben mit «harter unternehmerischer Chrampferei» und verweisen auf das komplexe Vermögensportfolio, das sie «erfolgreich» durch alle möglichen Börsenkrisen hindurchsteuern müssen. Da stellt sich dann aber die Frage schon sehr akut, wo man nun die Grenze zwischen «Chrampferei» und «Schmarotzerei» ziehen soll.
Zu den «Vorzeigechrampfern» zählt man normalerweise auch die Spitzensportler, mögen sie noch so mit Medikamenten und anderen Drogen vollgespritzt und mit Werbeverträgen aufgeplustert sein. Denn dank ihrer «Chrampferei» sind sie Siegertypen geworden, und darum sind sie dann später auch unter den «Spitzenkräften» in der Wirtschaft und der Politik klar übervertreten. Sie stellen sich dem Wettbewerb, immer fair natürlich, und sie können ihre Einsätze auf den Punkt bringen, heisst es. So jedenfalls die Theorie: Bei vielen «sportlichen Spitzenkräften» stimmt das natürlich überhaupt nicht. Das kann schwarz auf weiss bewiesen werden (etwa bei Urs Rohner von der Credit Suisse), aber wen kümmert das schon? Hauptsache «Chrampfen».
Kulturschaffende hingegen, selbst wenn sie mit ihren Schöpfungen Millionen scheffeln, gelten als Verlierer und daher auch sicher nicht als Vorbilder. Zumindest für Leute wie den ukrainischen Botschafter in Deutschland. Er nennt sie einen «Haufen pseudo-intellektueller Versager». Vielleicht war er auch einmal Spitzensportler und hat trotzdem oder gerade deswegen nicht gemerkt, dass er selber wohl bald zu den ganz grossen Verlierern des Jahres 2022 gehören wird: Im Gerangel zwischen den Erben Hitlers (den Angelsachsen) und dem Rest der Welt. Der Mann muss dringend aus dem Verkehr gezogen werden; er will den Dritten Weltkrieg. Seine Rhetorik jedenfalls passt perfekt dazu. Wir warten nur noch auf «Wollt ihr die totale Chrampferei»?
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