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Einwurf 295: Grundlegende Führungsprinzipien

Aktualisiert: 16. Mai 2023


Dank der reformierten Kirche, dem Unispital Zürich, der Credit Suisse und der Schoggifabrik Läderach wissen wir jetzt endlich haargenau, was in den Führungsseminaren gelernt wird und wozu das Managercoaching dient. Das Stichwort ist «Teamsolidarität», und zwar gerade dann, wenn schwerwiegende Positionsunterschiede in der Luft liegen. Denn wenn jeder eine Extratour fährt und vor allem wenn man sich dabei noch gegenseitig öffentlich kritisiert, dann ist das Image des Unternehmens und damit auch dasjenige jeder einzelnen Führungskraft kaputt. Für kriminell veranlagte Typen ist das natürlich eine sehr gute Botschaft, und von dieser Veranlagung braucht man ja schon ein paar grössere Brocken, wenn man über andere herrschen will. (Man sagt dem zwar nicht so, sondern man «stellt sich zur Verfügung, um Verantwortung zu übernehmen».) Damit können sie sich nun nämlich ohne jedes Risiko so ziemlich alles erlauben, was Gott verboten hat. Die Teamkollegen wissen entweder gar nichts davon, oder wenn sie es wissen, dann hocken sie aufs Maul und nehmen sich die gleichen Freiheiten auch. Hält das einer dann doch nicht mehr aus, muss er halt gehen, wird aber selbst dann nichts ausplaudern, weil er sonst als Brunnenvergifter gilt und als solcher kaum je wieder einen guten Job kriegt. Im Fall von Whistleblowing gilt das sogar zu hundert Prozent. Ausserdem wird der Whistleblower umgehend auf die Strasse gestellt, weil er «Vertrauen grob missbraucht hat». Was er sagt, mag zwar alles stimmen, ist aber egal. Denn den Imageschaden hat er angerichtet und niemand sonst. Damit es jedoch gar nicht so weit kommt, lässt man sich gegenseitig überwachen. Die Detektive müssen einfach wissen, dass es nicht um die Verhinderung von irgendwelchen unethischen Verhaltensweisen geht, sondern einzig und allein um die Sicherstellung der «Teamsolidarität». Besser als die Anheuerung von misanthropischen Schnüfflern ist aber allemal die Kollektivmitgliedschaft in einer evangelikalen Sekte. Denn wenn dort einer abtrünnig wird, weil er sich zum Beispiel gegen eine Massenentlassung stemmt, wandert er schnurstracks in die Hölle.

Seminarveranstalter und Coaches mögen nun meckern, solche Führungsprinzipien lerne man bei ihnen nicht. Aber dann halten sich ihre Kunden überhaupt nicht an ihre Empfehlungen, was nur beweist, dass ihre Seminare und ihr Coaching völlig überflüssig sind. Oder pures Feigenblatt-Getue. So oder so: Nutzlose Verschwendung von sehr viel Geld, mit dem man gescheiter gleich Fresspäckli für die Armen kauft. Summa summarum liegen da garantiert jedes Jahr mehrere Tausend prall gefüllte Container drin, mit oder ohne Läderach-Schoggi. Frohe Pfingsten!

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