Einwurf 368: Standhafte Banken
Aktualisiert: 17. Nov. 2020
Am Radio sagte soeben der Chef der Bankiervereinigung, vor zehn Jahren habe nur ein einziges Prozent der Kundschaft nachhaltige Vermögensanlagen gewollt. Heute aber sei es genau umgekehrt (99 Prozent). Praktisch gleichzeitig kommt ein Expertenbericht des Bundes zum Schluss, dass bei den Banken auf dem Gebiet der nachhaltigen Finanzierungen noch ein riesiger Handlungsbedarf herrsche.
Nimmt man das zusammen, heisst das: Entweder bewegen sich die Banken in einem vorsintflutlichen Schneckentempo, oder dann missachten sie vorsätzlich die Wünsche der Kundschaft bzw. die «Gesetze des Marktes». In ihren Leitbildern liest man allerdings etwas anderes.
Die Erklärung für das Verhalten der Banken ist ganz einfach: Sie wollen von nachhaltigen Anlagen gar nichts wissen, nur geben sie es nicht zu. Sie haben ja stets behauptet, das sei nichts als unrentable rot-grün-kommunistische Scheisse, und jetzt kann man diese Scheisse doch nicht über Nacht mir nichts dir nichts auf den Frühstücksteller legen. Ihnen ist auch egal, wenn dabei die Gewinnmaximierung auf der Strecke bleibt. Ein um zehn Prozent reduzierter Fantasielohn ist immer noch ein Fantasielohn, und auch der Papst wäre längst nicht mehr derselbe, wenn er sich nicht konsequent gegen alle modernen gesellschaftlichen Trends stemmen würde. Jetzt ist Standhaftigkeit angesagt. Wo kämen wir hin, würden wir uns immer gleich nach jedem modischen Wind ausrichten?
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