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Einwurf 614: Päpste zum Vergessen


Als Si Tschörmen Poup (Benedikt XVI.) starb, haben sie versucht, ihn irgendwie zu würdigen, mit dem Resultat, dass er ein sehr grosser und tiefer Denker gewesen sei. Naja, es muss nicht jeder ein brachialer Macher sein, aber man hätte natürlich schon gerne gewusst, was sich dieses Genie alles zusammengedacht hat. Doch leider war auch nirgendwo zu lesen, wie sich seine grossen und tiefen Gedanken auf das Geschehen der katholischen Kirche ausgewirkt haben sollen. Also doch wieder ein Papst zum Vergessen. Meine Tochter fragt, ob nicht alle Päpste zum Vergessen seien und liefert mit dieser Frage gleich auch die Antwort. Es gibt aber eine Ausnahme: Leo XIII. mit seiner «Rerum Novarum»-Enzyklika. Die hat die soziale Marktwirtschaft wenn nicht erfunden, so doch massgeblich inspiriert. Er und seine Leute haben damals im späten 19. Jahrhundert realisiert, dass allein mit einer wasserfesten Sozialgesetzgebung die leidigen Klassenkämpfe unter Kontrolle gebracht werden konnten. Klar hatten sie zu jener Zeit den Vorteil, dass auch reiche Unternehmer und mächtige Politiker noch auf den Vatikan hörten. Heute funktioniert das nicht mehr; da braucht es schon die Provokation durch Befreiungstheologen vom Kaliber Helder Camara, Leonardo Boff, Gustavo Gutierrez, Oscar Romero oder Ernesto Cardenal. Die vergisst man auch nicht, obwohl es inzwischen eine geraume Weile her ist, seit sie den von den Amerikanern gesponserten Faschisten die Stirn boten. Eine «Neuinszenierung» wäre da an sich sehr erwünscht, denn aus Rom kommt sicher nichts mehr, was die menschliche Entwicklung vorantreibt.


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