top of page

Einwurf 631: Roger Waters

Aktualisiert: 29. Apr. 2023


Roger Waters (ex Pink Floyd) gibt zu reden, denn leider hat er das Herz am rechten Fleck und auch sein «richtiges» Herz scheint noch um Welten fitter zu sein als jenes des gleichaltrigen Joe Biden. Waters will, dass Julian Assange endlich freigelassen wird, er erklärt die USA und deren Präsidenten zu Kriegsverbrechern und er verurteilt den Staat Israel, weil der seit Jahrzehnten die Palästinenser quält.


Das sind natürlich Positionen, welche der angelsächsischen Weltherrschaft und ihren Vasallen in Deutschland und in Israel überhaupt nicht in den Kram passen, und entsprechend wird nun gegen Waters mobilisiert. Jene Juden, welche Netanyahu und seine rechtsextremen Verbündeten vergöttern, lassen sich nicht zweimal bitten und schleudern ihre notorische Antisemitismuskeule, aktivieren die «Holocaustverharmlosung» aus ihrem ideologischen Schrottkanon und fordern Auftrittsverbote. Die NSDAP hätte es garantiert nicht anders gemacht. Die «Netanyahu-Juden» hätten auch Mozart und Beethoven verboten, ganz klar. Denn die beste Musik ist immer auch Aufklärung und Freiheit. Die «Netanyahu-Juden» behaupten, Waters missbrauche seine Kunst für politische Zwecke. Dabei ist Kunst immer politisch (wenn sie «nichtpolitisch» daherkommt, festigt sie einfach den Status Quo), und dass das Waters-Publikum so dumm sein soll, um sich in diese «Falle» ziehen zu lassen, ist nichts als eine fiese Unterstellung.


(Unter «Aufklärung» müssen wir heute zwar etwas anderes verstehen als plumpen, unkritischen naturwissenschaftlichen Rationalismus, nämlich investigative Recherchen und sinnstiftende Reformprogramme. Auf der dunklen Seite des Mondes gibt es das natürlich nicht.)


Dass sich die Deutschen von den «Netanyahu-Juden» erpressen lassen, kann man zwar erklären, nicht aber verstehen. Es ist sicher positiv, wenn sich das «Nie wieder» tief in ihre DNA einbohrt, nur gilt das natürlich nicht exklusiv gegenüber den Juden. Ob Holocaust oder nicht: Mord ist Mord, Folter ist Folter, Gewalt ist Gewalt, Aushungerung ist Aushungerung, egal ob gegen Hunderte von Millionen oder gegen eine Einzelperson gerichtet. An der menschenfeindlichen Sauerei ändert sich nichts. Warum bitte sollen der Vietnamkrieg oder der «Steinzeitkommunismus» von Pol Pot «harmloser» gewesen sein als Auschwitz? Ist da jemand mehr wert als ein anderer? Die «Netanyahu-Juden» sagen auch, in anderen Staaten des Mittleren Ostens sei die Menschenrechtslage wesentlich schlechter als in Israel, doch der Protest dagegen halte sich in sehr engen Grenzen. Aber hey, in welchem Kindergarten sind wir denn da? «Der andere ist der noch bösere». Nordkorea als ultimative Messlatte: Gute Nacht, Menschenrechte.


Roger Waters kann die Welt ja auch nicht im Alleingang retten. Vielleicht wäre es aber schon nicht schlecht, wenn sich Israel nicht mehr als «jüdischer Staat» definieren und seine kolonialistischen Ambitionen auf den Misthaufen der Geschichte werfen würde. Das nähme sowohl den herbeigeredeten als auch den tatsächlichen Antisemiten enorm viel Wind aus den Segeln – es sei denn, man wolle das gar nicht.


In Europa haben wir auch keine «arischen», «germanischen» oder «christlichen» Staaten mehr, sondern ganz einfach Rechtsstaaten, welche allen Ethnien und Religionen jene Freiheiten einräumen, die sie auf der Basis der Menschenrechtskonvention auch beanspruchen dürfen. «Kolonien» haben wir zwar schon noch ein paar, aber ich wette, dass die Palästinenser sogar eine «schottische» oder eine «katalonische» Autonomie sofort unterschreiben würden. Ausserdem wette ich, dass die Bevölkerung von Tel Aviv viel vernünftiger tickt als ein Präsident der USA (egal welcher). Die Hoffnung stirbt zuletzt.



Comments


Aktuelle Einträge
Kategorien
Archiv
bottom of page