Einwurf 45: Medienvielfalt
Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt ist nicht mehr das, was er einmal war. Die Printmedien schrumpfen wie Ballone, in die man mit einer Stecknadel hineinsticht, und online können die Abokündigungsverluste nicht mehr wettgemacht werden. Im Internet gibt es zu viele Gratisangebote für eine Masse, der die Qualität komplett wurscht ischt. Die findet Facebook-Influencer und Twitter-Diarrhö viel geiler als Leitartikel der «New York Times» oder Gastphilosophen von «Le Monde», und das haben natürlich auch die berühmten «Werber» schon längst gemerkt.
Das Resultat sind Konzentrationsprozesse und grossflächig identische Kopfblätter, denen man zentrale Mantelseiten überstülpt. Das ehemalige «Lokalblättli» überlebt dann allenfalls noch als Wurmfortsatz. Typisch ist in dieser Hinsicht der Tamedia-Konzern, der sein Geld im Übrigen auch mit ganz anderen Geschäften noch macht als mit Zeitungen und Zeitschriften.
Die Reduktion der Medienvielfalt ist aber gar nicht so übel, solange das «Ober-Kopfblatt» wie bei der Tamedia «investigativ» und thematisch breit gefächert bleibt. Es ist überhaupt nicht schade, wenn es der repetitiven Einfalt der «Lokalblättli» an den Kragen geht. Mit dem vielen Blödsinn, der in Zeitungen wie etwa «Schaffhauser Nachrichten» oder «Nouvelliste du Valais» verbreitet wird, ist einer weltoffenen Zukunftsgestaltung jedenfalls nicht gedient. Das spiessige «Blut- und Bodenzeug» ist ja auch immer das gleiche, egal aus welcher «abgehängten» Ecke es nun kommt.
Wer sich über den eigenen Gartenhag hinaus (europäisch) orientiert, ist nach wie vor überversorgt, und für das lokale Gewerbe und die Dorfvereine reichen hauseigene Webseiten und Newsletters völlig aus. Kurz und gut: Die Medienvielfalt ist noch längst nicht tot, und manchmal schrumpft sie halt - nicht ganz zufällig - auch zu Recht.