Einwurf 74: Gutes Leben

Die Frage nach dem «Guten Leben» erzeugt normalerweise immer die gleichen Antworten: «Gesundheit», «Glück» und «Machen, was man will». Gähn! Anscheinend gibt es auch da keine Alternativen. Oder doch? Man könnte ja auch sagen: «Voller Ideen sein», «Stets einen oder mehrere Pläne mit sich herumtragen», «Keine Langeweile verspüren» oder «Schönen Sex haben». Das tönt schon viel besser und viel weniger abgelutscht. Und statt für «Glück» sind wir eh für «Erfüllung»: Die ist viel weniger kitschig und eindeutig viel gehaltvoller. Ausserdem wirkt «Glück» ziemlich zufällig, die «Erfüllung» hingegen kann man in hohem Mass selber steuern.

Was halten Sie von der «Erfüllungsformel» «Lernen-Gestalten-Erleben-Verwalten»? Da ist alles drin, sie könnte sogar zum «Besten Leben» führen. «Erleben» mag herausragen, aber wer bloss «geniesst», kriegt das nicht optimal hin. Zum ganzen «Erleben» gehören auch Kontroversen, ohne deren Erfahrung der «Genuss» gar nichts wert ist. Damit es jedoch nicht zu Kriegen kommt, muss man die Gründe von Konflikten kennen («Lernen») und deren Bewältigung vorantreiben («Gestalten»). Dafür braucht es nicht nur Fantasie, sondern auch Ordnung («Verwalten»); mit «kreativem Chaos» allein geht das nicht.