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Einwurf 81: Sumpfliteratur aus Georgien


Die Frankfurter Buchmesse zelebriert dieses Jahr Georgien. Das ist auf den ersten Blick ein dankbarer Gast, denn Georgien wird spätestens seit dem Untergang der UdSSR als kleines Paradies auf Erden hochgejubelt. Da fliessen nicht nur Milch und Honig, sondern vor allem auch der älteste und damit selbstverständlich beste Wein der Welt, und die Leute sind alle wahnsinnig nett, also wirklich. Ein goldenes Verbindungsstück zwischen Orient und Okzident, und oh Schreck, gerade deswegen immer wieder und auch heute noch von den bösen Russen gepeinigt.

Aber spätestens hier schrillen die Alarmglocken, und schon ein paar kurze Recherchen offenbaren glasklar, dass die Politik in diesem «Paradies» kein Dreck besser ist als jene in Moskau oder in Kiew. Wer weder ein korrupter Oligarch noch ein amerikahöriger Kasinokapitalist ist, hat dort rein gar nichts zu bestellen und muss relativ schnell sogar um sein Leben fürchten. Da können die in Frankfurt auftretenden Schriftsteller noch so tolle Bücher schreiben, es ist wie in China: Die besten werden ignoriert, verfolgt, eingesperrt oder gar gefoltert, während draussen die Herrschaften munter ihren alten Wein saufen. Der grösste Gauner, den das Land bisher hervorgebracht hat, ist Ex-Präsident Micheil Saakaschwili. Der hat sich äusserlich als Saubermann präsentiert, gleichzeitig aber einen asozialen Schwachsinn nach dem anderen eingefädelt, bis keine andere Lösung mehr übrigblieb als ihn zum Teufel zu jagen. Daraufhin vagabundierte er als geschleckter Kriminalitätstourist in der Weltgeschichte herum und wirkte in dieser Eigenschaft unter anderem bei seinen Gesinnungsgenossen in der Ukraine, bevor er sogar von denen wieder aussortiert wurde. Einfach nur widerlich.

Die Buchmesse ist natürlich in einer blöden Situation. Einerseits ist sie der Meinungsfreiheit und den übrigen Menschenrechten verpflichtet, andererseits kann sie es sich nicht leisten, mit den Behörden ihrer Gastländer Krieg zu führen. Und klar, man will ja nicht immer nur Literatur aus den paar wenigen europäischen Ländern ausstellen, wo man das riesige, weltweit einmalige Privileg hat, Texte wie diesen hier zu publizieren, ohne fünf Minuten später von einer Populistensau zur Strecke gebracht zu werden.

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